Eigennutz vor Patientenwohl - was kranken Menschen in Kliniken blühen kann!
Die Wochenzeitung Die Zeit berichtete im Zeit-Magazin, Ausgabe Nr. 21 vom 16.05.2012, vom Alltag in fünf deutschen Kliniken aus ärztlicher Sicht nach Einführung der bereits 2003 eingeführten Fallpauschalen. Darin wird z. B. beschrieben, wie leitende Ärzte durch finanzielle Anreize in Form von "Zielleistungsvereinbarungen" durch das Klinik-Management dazu gebracht werden, ökonmische Überlegungen im Zweifelsfalle vor das Patientenwohl zu stellen! Es gebe einen "Dauerkonflikt zwischen dem Wohl der Patienten und dem der Klinik." Nicht alle Ärzte machen das mit, es wird beispielsweise von einem Kreiskrankenhaus berichtet, wo innerhalb weniger Jahre 15 Ärzte die Klinik verlassen hätten, "weil sie Ärzte sein wollen und keine BWLer"...
Ein besonders menschenverachtender Fall aus diesem lesenswerten Artikel sei hier kurz skizziert: Eine Patientin Ende 40 mit Speiseröhrenkarzinom kam todkrank in die Klinik. Da der Krebs bereits die Wirbelsäule und die Leber angegriffen hatte, blieben ihr nur noch wenige Wochen an Lebenszeit. Eine begonnene Strahlentherapie hatte zwar ihren Tumor zunächst kleiner werden lassen, jedoch auch das Immunsystem weiter geschädigt und die Patientin mit dem Tode ringen lassen. Es stellt sich allerdings dann doch noch eine Besserung des Allgemeinzustandes ein, so dass nun eigentlich eine baldige Entlassung aus der Klinik in ein Hospiz angezeigt gewesen wäre, wo ein würdevolles Sterben eher als im Krankenhaus ermöglicht werden kann...
Auf Anordnung seines Chefs lässt der zuständige Stationsarzt die Todkranke jedoch weiter bestrahlen. "Ich verstehe: Wenn die Patientin deutlich weniger Bestrahlungen erhält als ursprünglich geplant, dann gibt es dafür auch deutlich weniger Geld. Also wird sie weiter bestrahlt". Damit wurden dieser Frau die letzten Wochen ihres Lebens "versaut", wie der Stationsarzt später selbst feststellt. Nach Abschluß der unnützen Strahlentherapie, welche die Patientin im halb wachen Zustand und kaum ansprechbar über sich ergehen lassen musste, war sie "aufgedunsen" und so geschwächt, dass sie ihr Bett nicht mehr verlassen konnte. Erst danach willigte der Chef ein, sie aus dem Krankenhaus zu entlassen mit den folgenden Worten: "Machen wir sie palliativ". Der Stationsarzt zog für sich eine bittere Bilanz: "Finanziell ist sie für uns uninteressant geworden, nun darf sie in Ruhe sterben. Kurz darauf verlasse ich die Klinik."
Den gesamten Artikel können Sie unter http://www.zeit.de/2012/21/Klinik-Gesundheitsreform lesen!
Es kehren leider offenbar eher die Mediziner aus Berufung den Kliniken den Rücken: All jene jedoch, die an solcher Art "Krankenhausbehandlung" verantwortlich beteiligt sind sollten die Krankenhäuser, Amtsstuben oder Managementzentralen von sich aus verlassen (und vielleicht doch lieber in die Finanzbranche wechseln), weil sie keine Ehrfurcht mehr gegenüber dem kranken Menschen aufbringen können!!!